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Eine aktuelle Studie zeigt: Atem-, Kraft- und Kreislaufübungen verringern Stress und Müdigkeit. Sie ermöglichen Menschen mit Morbus Bechterew, ganztägig aktiv zu sein.

Viele Morbus-Bechterew-Patienten fühlen sich oft müde und gestresst. Bislang weiß niemand ganz genau, warum es den Betroffenen so geht. Aber der Verdacht liegt nah, dass es einen Zusammenhang zwischen anhaltenden Entzündungen, Schmerzen sowie Schlafstörungen und einer Autoimmunerkrankung gibt.

In einer aktuellen Untersuchung gingen Wissenschaftler deshalb jetzt der Frage nach, ob und wie sich regelmäßige Übungen auf seelischen Stress und anhaltende Müdigkeit bei Morbus Bechterew auswirken. 13 Teilnehmer zwischen 18 und 70 Jahren absolvierten über drei Monate unter fachlicher Anleitung geregelte Einheiten von Atem-, Kraft- und Kreislaufübungen. Alle Teilnehmer erfüllten die Kriterien der ASAS (Assessment of SpondyloArthritis international Society) für die axiale Spondyloarthritis, zu der auch Morbus Bechterew gehört. Schwangere und Herz-Kreislauf-Patienten durften allerdings nicht an der Studie teilnehmen.

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»Von solch guten
Ergebnissen war die
Kontrollgruppe weit
entfernt.«

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Neuer Schwung für Atmung, Muskulatur und Kreislauf

Die Trainingseinheiten der Behandlungsgruppe basierten auf den Empfehlungen des American College of Sports Medicine (ACSM). Sie setzten sich folgendermaßen zusammen:

  • 4 Minuten joggen/laufen auf dem Laufband bei 90 bis 95 % der maximalen Pulsrate, anschließend
  • 3 Minuten aktive Pause, bei der weiterhin Sport gemacht wird – jedoch mit weniger Intensität und bei 70 % der maximalen Pulsrate.

Diese Übungen wurden jeweils 4-mal wiederholt. Im Anschluss folgten

  • 20 Minuten Krafttraining für die wichtigsten Muskelgruppen, alle Übungen wurden
  • 2- bis 3-mal durchgeführt, bei jeweils 8 bis 10 Wiederholungen.

Zusätzlich zum vorgegebenen Trainingsprogramm führten die Teilnehmer

  • 1-mal in der Woche 40 Minuten lang individuelle Atem- und Kreislaufübungen durch.

Um die Auswirkungen der Übungen zu überprüfen, wurde eine zufällig ausgewählte Vergleichsgruppe mit 15 Teilnehmern gebildet (sog. Randomisierung). Sie sollten über den gesamten Untersuchungszeitraum ihren gewohnten körperlichen Aktivitäten nachgehen.

Ausgewertet wurde die Wirksamkeit der Trainingseinheiten mittels eines Fragebogens. Hier konnten die Teilnehmer anhand von zwölf Fragen maximal 36 Punkte erreichen und Angaben zur Einschätzung sowohl ihrer Müdigkeit als auch ihrer Leistungsfähigkeit abgeben.

Behandlungsgruppe vs. Vergleichsgruppe:
Die Ergebnisse

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Am Ende der Studie stellten die Wissenschaftler die Ergebnisse der Behandlungsgruppe denen der Vergleichsgruppe gegenüber. Alle Teilnehmer der Vergleichsgruppe gaben an, ihre üblichen körperlichen Aktivitäten während der Studie nicht verändert zu haben.

Alle Teilnehmer der Behandlungsgruppe hielten ebenfalls durch und durchliefen mindestens 80 % der Trainingseinheiten. Das Training zeigte positive Wirkung: Die Probanden fühlten sich weniger gestresst, deutlich weniger müde und konnten doppelt so häufig ganztags arbeiten gehen wie zuvor. Von solch guten Ergebnissen war die Kontrollgruppe weit entfernt.

 

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Warum wirken sich Atem-, Kraft- und Kreislaufübungen so positiv aus?

Eine gute Frage! Fakt ist, dass Atem-, Kraft- und Kreislaufübungen positive Auswirkungen haben. Hierzu gibt es sowohl psychologische als auch physiologische Erklärungsversuche. Eine psychologische Ursache könnte sein, dass solche Übungen positiv ablenken. Außerdem stärken die Trainingseinheiten die persönliche Überzeugung, Herausforderungen aus eigener Kraft heraus bewältigen zu können. Das wirkt sich natürlich positiv auf soziale Aspekte aus – wie das menschliche Miteinander.

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Physiologisch gesehen werden die Auswirkungen der Atem-, Kraft- und Kreislaufübungen mit der Wirkung von Antidepressiva verglichen. Durch Bewegungsabläufe schüttet der Körper Endorphine aus, die sogenannten Glückshormone. Diese wirken auf das zentrale Nervensystem und können Schmerzen lindern oder sogar ganz unterdrücken. Außerdem wird körperlicher Aktivität auch eine antientzündliche Wirkung zugesprochen. So ließ sich bei Teilnehmern der Behandlungsgruppe auch eine Abnahme entzündungsfördernder Botenstoffe nachweisen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen: Atem-, Kraft- und Kreislaufübungen wirken positiv bei Stress und Müdigkeit. Sie steigern die tägliche Leistungsfähigkeit von Menschen mit axialer Spondyloarthritis, zu der auch Morbus Bechterew gehört.

Atemübungen mobilisieren den Brustkorb

Entzündungsprozesse im Körper von an Morbus-Bechterew-Erkrankten betreffen nicht nur die Wirbelsäule, sondern häufig auch Verbindungsstücke zwischen den Rippen. Das kann die Beweglichkeit des Brustkorbs einschränken und schließlich zu einer geringeren Kondition und Leistungsfähigkeit der Muskeln führen. Mit gezielten Atemübungen kannst du dem entgegenwirken:

  • Einfach flach auf den Rücken legen und langsam tief durch die Nase in den Bauch einatmen. Halte die Luft an und zieh dabei den Bauch ein. Diese Position kurz halten und anschließend langsam durch den Mund wieder ausatmen. Die Übung am besten mehrmals wiederholen.
  • Nimm eine aufrechte Sitzposition ein. Lege beide Hände flach auf die Rippen. Positioniere sie so, dass der kleine Finger noch deinen Bauch fühlen kann. Dann tief durch die Nase einatmen. Spüre, wie der Brustkorb sich weitet. Dann lange kräftig mit einem „SCH“-Laut durch den Mund ausatmen. Die Übung am besten mehrmals wiederholen.

Gut zu wissen: Durch die Übungen wird das Zwerchfell als Atemmuskulatur genutzt und so der Brustkorb von innen mobilisiert.

Quellen:

Sveaas SH, Berg IJ et al.: High-intensity cardiorespiratory and strength exercises reduced emotional distress and fatigue in patients with axial spondyloarthritis: a randomized controlled pilot study. Scand Journal of Rheumatology September 2017, 117-121
Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V.: Die Krankheit im Blick. https://www.bechterew.de/informieren/videos/, zuletzt aufgerufen am 24.07.2023.
Acura Kliniken: Therapeutische Übungen für Spondylitis Ankylosans, Morbus Bechterew, https://acura-kliniken.com/die-physiotherapie/therapeutische-ubungen-fur-spondylitis-ankylosans-morbus-bechterew/, zuletzt aufgerufen am 24.07.2023.